Scala #26 – WOZOPA 2015
Für die zweite Ausgabe des WOhnZimmer OPen Airs hatten Axel und ich uns vorgenommen, ausschließlich Bands einzuladen und den musikalischen Charakter auf eine höhere Intensität der Bewegungen auszurichten. Dabei sollten die musikalischen Stile der Bands ein breites Spektrum abdecken. Und so haben wir dann recht schnell Stumfol und Band, Suralin, Gruppa Karl-Marx-Stadt und Carrousel in die Auswahl genommen. Der Blumenstrauß der Melodien enthielt Folkrock, Speed Indierock, Russendisco und französischsprachigen Chansonpop aus der Schweiz. Unseren Einladungen folgten in diesem Jahr mehr Besucher als noch 2014 und am Ende des Abends waren knapp 170 Einlassbändchen an die Handgelenke des Publikums verteilt.
Stumfol
Zum Auftakt um 16:30 Uhr begann Christian Stumfol mit Band. Er war bereits im Juli 2013 bei uns in der Scala gewesen und hatte damals das Publikum mit seinem Soloprogramm begeistert. Zum einen wurde ich oft gefragt, ob Stumfol nicht einmal wieder bei uns spielen würde. Zum anderen veröffentlichte Stumfol im September 2014 sein aktuelles Album „Pareto“, welches er mit Band eingespielt hat. Die Songs dort packten mich wieder und ziemlich schnell wurde mir klar, dass das WOZOPA der richtige Rahmen sein würde für Stumfol und seine Band. Und dass bereits zu Beginn des Abends knapp 100 Leute auf dem Gelände waren, fand ich eine wohltuende Geste des WOZOPA-Publikums. Und so hatte Stumfol auch keine Opener-Schwierigkeiten und erreichte die Menge mit seinem Folkrock in den Fußtapfen von Springsteen, Petty und Co.
Suralin
Suralin aus Chemnitz habe ich vor 3 Jahren auf einem privaten Konzert kennengelernt und die Entwicklung der Band über die Veröffentlichung ihres letzten Albums „A general dogsbody“ verfolgt. Als ich die Band für diesen Abend anfragte, erfuhr ich, dass sie gerade in der Aufnahmephase für ihr neues Album sind, welches am 2. Oktober 2015 im Atomino vorgestellt wird. Und obwohl sie in dieser Phase nicht touren wollten, haben sie für das WOZOPA zugesagt. Bass, Schlagzeug, zwei Gitarren und eine Stimme – ohne mit der Wimper zu zucken! So beschreibt es ein Pressetext. Ich füge noch hinzu, schnelle, druckvolle Songs mit wundervollen Zwischenstopps. Suralin gaben wirklich alles und nahmen das Publikum mit auf eine musikalische Achterbahn von schnellen Kurven, steilen Abfahrten und kurzem Innehalten. Ich wusste wohl, dass sie für diesen Nachmittag die härteren Töne bieten würden und war gespannt, wie das Publikum damit zurecht kommen würde. Die Menge vor der Bühne war die Antwort. Sie nahm alte wie neue Titel begeistert auf und schickte auch Suralin in die Verlängerung!
Nach dem Konzert erzählten mir die Jungs, dass sie ihr neues Album fast an einem Stück eingespielt haben und auf zu viele technische Raffinessen verzichteten. Das macht neugierig auf den Herbst und ein frisches Werk von Suralin!
Gruppa Karl-Marx-Stadt
Schnell kam mir diese Band in das Blickfeld, als Axel und ich nach einem ersten Gegensatz zu den ersten beiden Bands suchten. Seit 2013 sind die 4 Jungs als Band zusammen und bringen uns osteuropäische Rhythmen und wodkaselige Gefühle nahe. Der Kontakt war schnell hergestellt und die Entscheidung getroffen. Alle die davon wussten, freuten sich im Vorfeld schon diebisch auf diesen Teil des Festivals. Es war klar, dass die Musik dermaßen in die Glieder geht, dass sich die Tanzmäuse vor der Bühne sammelten. Und so trieben sich Band wie Publikum bis in die Zugaben und spendeten einander Wärme. Gruppa Karl-Marx-Stadt veranstalteten eine Russendisko und spielten dabei Ihr aktuelles Album „Budem weselitsja“sowie neue Songs! Die Betonplatten unter den Zuschauern hielten.
Carrousel
Carrousel aus der französischsprachigen Schweiz nach Kamerun zu holen war wirklich nicht einfach. Im November hatte ich begonnen, Ihren Booking-manager zu löchern und er hat das fast Unmögliche möglich gemacht. Carrousel waren bereits im März/April auf ausgedehnter Deutschlandtournee und er hat für das WOZOPA noch eine Kurztour nachgelegt und die Termine so gebastelt, dass Sophie, Léonard und Thierry am Samstag bei uns spielen konnten.
Ich zitiere hier nur die Mail eines guten Freundes, um den Auftritt zusammenzufassen:
„allein wegen ‚carrousel‘ war die spende mehr als berechtigt – diese gruppe hätte hervorragend zu den seligen konzerten im rhododendronpark zum ‚geldfangfest‘ (in Dresden, Anm. d. R.) gepasst! du hättest unsere mädelz noch gern zu simultan-übersetzungen ansprechen können – aber am ende bleibt auch so ihre wunderbar mitreißende ’sprache der musik‘. unglaublich, die erfrischend mitreißende ausstrahlung der 3, dabei mehr als bescheiden auftretend, das temperament der sängerin, das schön ungelenke schwyzer-französisch des sängers, das buddhaeske wegtreten des percussionisten… sehr schön, danke…“
Nach knapp 80 Minuten war das Publikum selig gespielt, die Emotionen wogten schon während des Konzerts zwischen Bühne und Publikum hin und her.
Ich hatte das Glück, die Band mit Baby, au pair und mit Techniker bei uns zu Hause beherbergen zu dürfen und kann das mit der Bescheidenheit nur unterstreichen: Sie sind eine große Familie, humorvoll, lustig – äußerst angenehme Mitmenschen und als Musiker große Profis und Perfektionisten!